Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT) wurde zur Rückfallprophylaxe bei Depressionen entwickelt. Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie kombiniert Elemente aus der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR nach Jon Kabat-Zinn) mit Interventionen der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei Depressionen.
Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten für akute Depressionsphasen. Bisher fehlten effektive Methoden, um das Rückfallrisiko, das ab der dritten durchlebten depressiven Episode bei 70 – 80% liegt, nachhaltig zu senken. Vor dem Hintergrund dieser Problematik wurde das MBCT-Programm von den Psychotherapieforschern und kognitiven Verhaltenstherapeuten Prof. Williams, Teasdale und Segal an den Universitäten Cambridge, Bangor und Toronto entwickelt. MBCT leistet durch die Schulung der Achtsamkeit in Kombination mit verhaltenstherapeutischen Elementen einen wichtigen Beitrag, Menschen darin zu unterstützen, sich aus dem depressiven Kreislauf zu befreien und mit Stimmungsschwankungen konstruktiv umzugehen.
MBCT – Mindfulness-Based Cognitive Therapy
Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie zur Rückfallprophylaxe bei Depressionen und Angststörungen
Was ist MBCT?
Für wen ist MBCT geeignet?
MBCT ist geeignet für Menschen, die…
- bereits mehrere depressive Episoden erlebt haben, aber akut nicht depressiv sind
- unter Ängsten (Angststörungen)
- unter Zwangsgedanken (oder Zwangsstörungen)
- unter starken Grübeleien (Rumination)
- unter bipolaren Störungen leiden
Eines der Kernprobleme bei depressiven Störungen ist, dass auch nach Abklingen einer akuten Phase das Risiko eines erneuten Auftretens der Depression hoch ist. Mindestens 50% der Patient*innen, die sich von einer depressiven Episode erholt haben, erleiden wieder einen Rückfall. Bei Menschen, die bereits mehrere depressive Phasen erlebt haben, erhöht sich das Rückfallrisiko nochmals deutlich: 70-80% von ihnen erleben eine weitere depressive Phase. Nach und nach verselbstständigt sich dieses Rückfallgeschehen und wird zum Automatismus.
Durch die Achtsamkeitspraxis kann dieser Prozess gestoppt werden. Die Betroffenen lernen, Frühwarnsymptome wie depressionsfördernde Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen rechtzeitig wahrzunehmen. So versinken sie nicht per Autopilot in Grübeleien (Rumination) und niedergedrückter Stimmung, sondern können sich bewusst hilfreichen Maßnahmen zuwenden, die helfen, den Rückfall zu verhindern. Die Übung der Achtsamkeit hilft, aus den Gedankenschleifen auszusteigen und sich im Hier und Jetzt zu verankern.
Wie wirkt MBCT?
Es gibt vielfältige Behandlungsmöglichkeiten für Menschen innerhalb von Phasen einer akuten Depression, bisher aber kaum effektive psychotherapeutische Interventionen, um das Rückfallrisiko, das ab der dritten durchlebten depressiven Episode bei 70-80% liegt, längerfristig zu senken.
Durch die Schulung der Achtsamkeit in Verbindung mit verhaltenstherapeutischen Interventionen leistet MBCT einen wichtigen Beitrag, Menschen darin zu unterstützen, aus dem depressiven Gedankenkreislauf heraustreten, konstruktiv mit Stimmungsschwankungen umzugehen und so einer erneuten depressiven Episode vorzubeugen.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sich bei Menschen, die an einem MBCT Programm teilnehmen und darüber hinaus weiterhin Achtsamkeit praktizieren, das Rückfallrisiko für eine erneute depressive Episode um bis zu 50% reduzieren kann. In einer weiteren randomisiert-kontrollierten Studie konnte gezeigt werden, dass MBCT zur Rückfallprophylaxe bei rezidivierender Depression genauso wirksam ist wie die weitere Einnahme von Antidepressiva.
- Erhöhung von Achtsamkeit – bessere Wahrnehmung von Eskalationsprozessen
- Erhöhung von metakognitiver Bewusstheit und Einsicht
- Exposition – Verringerung von Experiential Avoidance (Vermeidung von unangenehmen Erfahrungen)
- Nicht-wertende Akzeptanz von Erfahrungen
- Verbesserung der Aufmerksamkeitsregulation
- Veränderung von Gedächtnisfunktionen (Reduktion des übergeneralisierten autobiografischen Gedächtnisses)
- Werteklärung und werteorientiertes Verhalten
- Entdeckung des Reichtums des gegenwärtigen Augenblicks
- Erhöhung der Körperbewusstheit
- (Wieder)Entdeckung und Neu-Erleben von Lebensfreude
Quelle: Keng, S.-L., Smoski, M.J. (2011). Effects of mindfulness on psychological health: A review of empirical studies. Clinical Psychology Review, 31, 1041-1056.
Bei Interesse, Fragen zum Thema oder für einen Termin, setze Dich gern per E-Mail mit mir in Verbindung.
Bringt man Achtsamkeit in automatische Prozesse wie Gefühls- oder Verhaltensmuster, bewirkt das, dass die Unbewusstheit verschwindet. Das geschieht auf dieselbe Weise, als wenn wir in einem dunklen Raum das Licht anmachen.
Linda Lehrhaupt
(Institut für Achtsamkeit und Stressbewältigung)